Wriezen- die Oderbruchhauptstadt

Kurzportrait

Die Stadt Wriezen hat etwa 7.000 Einwohner und liegt am westlichen Rand des Oderbruchs an der Alten Oder im brandenburgischen Landkreis Märkisch-Oderland. Das Stadtgebiet umfasst sowohl Teile des tief gelegenen flachen Oderbruchs als auch der hügeligen Hochfläche des Oberbarnim. Zwischen und auf den in das Oderbruch abfallenden Hängen befinden sich die Wriezener Terrassen und der artenreiche Wriezener Trockenrasensaum, dessen Bedeutung für den Naturschutz in letzter Zeit zunehmende Beachtung findet.

Die Geschichte

An der Oder und der Straße nach Stettin gelegen, entstand im 12. Jahrhundert eine mittelalterliche Kaufmannssiedlung. Im Mittelalter wurde Wriezen im Jahr 1247 erstmals erwähnt, als „oppidum wrecene“. Dabei kann davon ausgegangen werden, dass wrecene ‚am Fluss‘ bedeutet. In den meisten slawischen Sprachen bedeutet Reka/Rzeka/Rieka noch heute Fluss. So lag Wriezen damals direkt an einem großen Fluss: an der Oder. Die Stadtgründung ist nicht beurkundet, aber Kaiser Ludwig der Bayer, der seinerzeit Kurfürst von Brandenburg war, verlieh Wriezen 1337 das Stadtrecht. Im 14. Jahrhundert entwickelte sich die Stadt zum Handelszentrum des Oderbruchs. Auf Veranlassung Friedrichs II. wurde der Verlauf der Oder völlig verändert und gleichzeitig das Oderbruch urbar gemacht. Dadurch kam es in Wriezen zu großen Veränderungen der Wirtschaftsstruktur. Schon 1730 legten die Juden des Ortes einen eigenen Begräbnisplatz am Siedlungsweg an, der in der NS-Zeit bemerkenswerterweise nicht zerstört wurde und bis heute gepflegt wird. 1806 eröffnete Albrecht Daniel Thaer bei Wriezen seine landwirtschaftliche Lehranstalt. Die Jüdische Gemeinde errichtete 1821 in der Gartenstraße 48 ihre Synagoge, die beim Novemberpogrom 1938 von SA-Männern niedergebrannt wurde. Die 1855 gegründete Freiwillige Feuerwehr des Ortes ist heute die älteste im Lande Brandenburg. 1861 wurde der Schifffahrtsverkehr eingerichtet, wovon die Stadt wirtschaftlich enorm profitierte. 1898 erhielt Wriezen Eisenbahnanschluss, als eine weitere Teilstrecke der Wriezener Bahn eröffnet wurde, die die Stadt später direkt mit Berlin und dem dortigen Wriezener Bahnhof verband. Bis weit in das 20. Jahrhundert hinein wurde die nahe Hauptstadt Berlin von Wriezen aus mit Gemüse und Fisch versorgt.

Am Ende des Zweiten Weltkrieges setzten sowjetische Truppen der Roten Armee Ende Januar 1945 im Rahmen der Weichsel-Oder-Operation nach einem schnellen Vorstoß mit Panzern über die gefrorene Oder. Die „100 Panzer von Wriezen“ erregten in Berlin großes Aufsehen, es kam teilweise zu panikartigen Zuständen, da die deutsche Verteidigung Berlins völlig überrascht war und keine Truppen zur Hand hatte. Die Panzer, über deren Möglichkeit zu einem Handstreich auf die Stadt viel diskutiert wurde, hatten jedoch zu wenig Treibstoff und wurden auch auf Grund der Gesamtlage wieder zurück beordert. Nach dem Großangriff der Roten Armee aus den Oder-Brückenköpfen am 16. April 1945, der zur Schlacht um Berlin führte, war Wriezen hart umkämpft. Die Stadt wurde bei den Kampfhandlungen fast vollständig zerstört und in den folgenden Jahrzehnten unter erheblicher Veränderung des Stadtbildes wieder aufgebaut.

1952 bis 1990 gehörte die Stadt zum Kreis Bad Freienwalde im Bezirk Frankfurt (Oder) in der DDR. Von 1992 bis 1997 war die Stadt Sitz des Amtes Wriezen. Die Stadt Wriezen wurde Ende 1997 um vier ehemalige Gemeinden vergrößert. Zum gleichen Zeitpunkt wurde die neue Gemeinde Wriezener Höhe aus drei bisher selbstständigen Gemeinden gebildet. Im Oktober 2003 wurde die Gemeinde Wriezener Höhe in die Stadt Wriezen eingegliedert.

Impressionen